Neben dem James Loeb Fellowship for the Classical Tradition in Art and Architecture veranstaltet das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in Kooperation mit der James Loeb Gesellschaft e. V. und dem Harvard Club München e.V. alljährlich einen Vortrag zu Ehren des amerikanischen Mäzens James Loeb.
Die nächste Veranstaltung findet statt:
Termin: 26. November 2025 um 18.15 Uhr
Ort: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Lesesaal Bibliothek, 1. OG, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München + online
Referent: Prof. Dr. Johannes Myssok
Thema: Die neue(n) Antike(n) des 18. Jahrhunderts
Im 18. Jahrhundert vollzieht sich ein grundlegender Wandel in der Antikenrezeption. Auch wenn hierfür zumeist die Schriften Winckelmanns ins Feld geführt werden, ist doch demgegenüber durch die jüngere Forschung deutlich geworden, dass gerade in der bildhauerischen Auseinandersetzung mit der Skulptur der Antike nicht minder wichtige Schritte zu einem neuen Verständnis, aber genauso auch zu einer neuen Interpretation der Antike vollzogen wurden. Der Vortrag geht dem komplexen Wechselverhältnis zwischen der antiquarischen Antikenforschung und den teilweise in Zusammenarbeit mit den Antiquaren geschaffenen Restaurierungen antiker Fragmente nach. Dabei wird erkennbar, dass eine heute kaum noch vorstellbare Freiheit und Unabhängigkeit vom antiken Original – oder dem, was hierfür gehalten wurde, – zu erstaunlich vielschichtigen und innovativen Werken führte. Soweit sie denn überhaupt identifiziert werden konnten, sind diese von der Archäologie jedoch lange für Antikenfälschungen gehalten worden. Die jüngere Neubewertung des Status von Kopien gestattet es aber nun, diese Werke angemessener aus ihrer Zeit zu erklären und die Frage nach Sinn und Absicht hinter der Entstehung dieser „neuen Antiken“ neu zu stellen. Dadurch ergibt sich letztlich auch ein neues Bild von der Bildhauerei des 18. Jahrhunderts mit ihrem Fokus auf Rom, und die Zeit, die zuvor als Niedergang und Verfall bis zum triumphalen Sieg des Klassizismus gegolten hatte, erweist sich vielmehr als dessen ungeahnt spannende Vorgeschichte, die durch eine uns heute verloren gegangene imaginative und dynamische Auseinandersetzung mit einer lebendigen Antike geprägt war.
Prof. Dr. Johannes Myssok
Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Romanistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Promotion 1996 Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 1994–1998 Kunsthistorischen Institut in Florenz, Dissertation und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fotothek. 1998–2004 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2002–2003 Forschungsstipendium am Deutschen Studienzentrum in Venedig. 2004 Habilitation Münster. 2004 bis 2009 wissenschaftlicher Oberassistent. 2009 Ruf auf Professur für allgemeine Kunstgeschichte an der Kunstakademie Düsseldorf. 2013–2023 Prorektor. 2022/23 kommissarischer Rektor der Kunstakademie.
Quelle: https://www.zikg.eu/aktuelles/veranstaltungen