James Loeb - Biographie

Aus der Homepage der Harvard University Press: Biography of James Loeb

James Loeb wurde am 6. August 1867 in New York City als Sohn von Salomon und Betty (Goldberg) Loeb geboren. Salomon war Partner und Gründer der Bankfirma Kuhn Loeb & Company. Betty war Tochter eines professionellen Musikers, sie liebte Musik und übertrug diese Interessen auf ihre Kinder durch diverse Unterrichtsstunden und abendliche Kammermusikkonzerte zu Hause.

Als er 1884 nach Harvard kam, konzentrierte er sich auf Alt-Griechisch und Latein. Er engagierte sich auch im musischen Bereich als Vizepräsident der Pierian Society, des Harvard Music-Clubs und des Orchesters. Einige seiner Mitstudenten erinnern sich an seine musikalischen Begabungen: "Wie gut sich einige von uns an Nachmittage in seinem Zimmer erinnern werden, als er uns auf seinem Cello unterhielt, mit einer Begeisterung und einem Können, das ein Amateur nur selten erreicht." schrieb einer. Bei seinem Abschluss erhielt er von seinem Lehrer und Freund Charles Elliot Norten ein Angebot, Ägyptologie in Paris und London zu studieren. 

Stattdessen erfüllte er den Wunsch seines Vaters, in dem er 1888 der Kuhn Loeb & Company beitrat und im Januar 1894 Partner der Bank wurde. Die Jahre in New York City waren voll von umfangreichen geschäftlichen Verpflichtungen und städtischen Umgang. Im Winter des Jahres 1891 zwang ihn eine schwere Krankheit (möglicherweise Depression) zur Aufgabe seiner Arbeit und er verbrachte den Sommer reisend in Skandinavien. Seine Rückkehr zum Bankwesen war nur von kurzer Dauer, denn schon im Januar 1902 hatte er wieder gesundheitliche Probleme. Diesen Zusammenbruch führte er auf zuviel Arbeit in der Bank, in der Politik und der Musik zurück. In seiner Farm in Shrewsbury, New Jersey, fand er einen stilleren Ort, er zog jedoch bereits 1905 nach Deutschland um, wo er blieb (bis auf eine kurze Zeit während des ersten Weltkrieges) bis zu seinem Tod 1933.

Die Philanthropie zu den Altertumswissenschaften und den Künsten begann bereits vor seinem Rückzug aus dem Berufsleben und begleitete ihn sein ganzes weiteres Leben. Seine Bemühungen, die klassischen Altertumswissenschaften mehr zugänglich zu machen, ist in der James Loeb Classical Library am besten zu sehen, in der er klassische Schriftsteller des Altertums in einem Format für jedermann zu seinem Nutzen erhältlich machte. Am 13. März 1925 erhielt er den Ehrendoktor (Doctor of Laws) von Cambridge. Der Laudator pries seine Arbeit: "Unser Gast hat uns allen das Paradies zurückgebracht, ausgestattet, sowohl für den Gelehrten wie für den Ungelehrten, in griechischer und lateinischer Literatur, gut herausgegeben, wundervoll übersetzt, und in allem gekennzeichnet, was beste Fertigkeit, Druckerei und Typographie zu leisten vermag." Er hinterließ außerdem eine großzügige Stiftung in Harvard für das Classics Department, er wurde ein Treuhänder der American School of Classical Studies in Athen, er zeigte großes Interesse für die Ausgrabungen durch das Boston Museum of Fine Arts und das archäologische Institut Amerikas und er stiftete seine Sammlung an antiken Bronzen und Vasen der staatlichen Antikensammlung in München.

Seine Unterstützung der Kunst nahm verschiedene Formen an. Sein Eigeninteresse für Musik bewegte ihn dazu, eine große Summe beizusteuern, um das American Institut of Musical Art (später die Juilliard School) in New York zu gründen, die er zur ersten gesponserten Musikschule in Amerika machte und die es ihr erlaubte Einführungskurse zu normalen Grundgebühren anzubieten. Er bürgte außerdem für die Philharmonic Society of New York am Beginn des Jahrhunderts und er spendete Geld für das Havard Music Department Gebäude und den Konzertsaal Paine Hall.

In einem Vorwort der frühen Ausgaben der James Loeb Classical Library erklärte James Loeb, wieso er soviel Wert auf die Menschenfreundlichkeit in der Kunst, in der Musik und in der klassischen Ausbildung legte:
"In einer Zeit, in der Humanität mehr missachtet wird als wahrscheinlich in jeder Zeit seit dem Mittelalter und in der die Gedanken der Menschen sich immer mehr auf das Praktische und Materielle lenken, da reicht es nicht aus, wie beredsam und überzeugend auch immer, zu argumentieren für die Bewahrung und weitere Freude an unserem großen Erbe aus der Vergangenheit. Mittel und Wege müssen gefunden werden, um diese Schätze allen, die sich um die wesentlichen Dinge des Lebens kümmern, zur Verfügung zu stellen."

Um 1905 war Loeb nach München gezogen, wo er in Ruhe lebte und studierte. In Notizen spricht er über sich selbst als einen "Müßiggänger, der beschäftigt bleibt, in dem ich mich mit den Interessen beschäftige, die mir am nächsten sind: Kunst, Literatur und Musik." Seine genauere Beschäftigung mit Archäologie und klassischer Literatur während dieser Zeit veranlasst ihn, einige Dinge zu veröffentlichen, inklusive einer Übersetzung ins Englische von Couat's Alexandrinische Poesie unter den ersten drei Ptolemäern; Decharme's Euripides und der Geist seiner Dramen; und außerdem Kataloge seiner Sammlung antiker Bronzen und Gefäße.

Es war während dieser Zeit in München, als Loebs großes Interesse und Unterstützung von medizinischen und psychiatrischen Einrichtungen deutlich wurde. Am Beginn des Jahrhunderts verbrachte er einige Zeit mit Sigmund Freud in Wien, der ihn mit Emil Kraepelin in München bekannt machte. Seine Verbindung mit Kraepelin führte zu der Gründung der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München. Diese Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie erhielt die größte Wohltat von Loeb: 1 Million Mark zur Gründung, weitere Schenkungen bis zu seinem Tod, 1 Million Dollar bei seinem Tod. Loeb unterstützte auch andere medizinische Einrichtungen, darunter das Geschenk einer 60-Betten-Klinik in Murnau und die Errichtung des Solomon und Betty Loeb Heims für Genesende in White Plains, New York.

James Loeb erlitt einen weiteren schweren Zusammenbruch im Jahre 1917, er erholte sich wieder bis 1921. Im Jahr seiner Genesung heiratete er Marie Antonie Hambüchen, eine Witwe mit zwei Söhnen, die aufopferungsvolle Krankenschwester, die so lange für ihn gesorgt hatte. Im gleichen Jahr zog er für immer auf sein Landgut Hochried bei Murnau, in der Nähe von Oberammergau, und er starb dort am 27. Mai 1933, gerade 4 Monate nach dem Tod seiner Frau. In einem Artikel der New York Times steht zu lesen:
"Es ist nicht zu viel gesagt, dass James Loeb ein Erneuerer der Humanität, ein Wiederbeleber des Lernens war, der in seinem Weg die Tradition der Renaissance fortsetzte." Eine Nichte erinnert sich an ihn als "eine sehr lebhafte, brillante Persönlichkeit. Umgänglich wie ein griechischer Gott, verzauberte er jeden, war ein exzellenter Wissenschaftler, ein guter Musiker und ein Ästhet im besten Sinne des Wortes."

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Übersetzt von Moritz Mayer, Sonnensteinstr. 38, 82449 Uffing

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